Portrait
Lychen
Text
Angelika Kittelmann
Fotografie
Simone Weigelt
Galerie und Atelier von Mia Chammas befinden sich in der Altstadt Lychens, direkt am Radweg und unweit des Oberpfuhl Sees.
In Lychen liegt alles in Wassernähe. Die Stadt ist umgeben von sieben Seen und sehr viel Grün.
2018 hat Mia Chammas hier, in einem kleinen Giebelhaus, die Galerie mit angeschlossenem Atelier eröffnet. In einem hellen, lichten Raum präsentiert sie ihre Arbeiten: Grafiken sowie textile Kunst- und Gebrauchsgegenstände, wie Quilts, Kissenbezüge, Tücher, Schals und Decken.
Quilts sind Decken oder Wandbehänge, die dreilagig gefertigt werden. Oberstoff, Zwischenlage und Unterstoff werden durch Steppnähte miteinander verbunden.
Dabei entsteht eine dreidimensionale Wirkung des Stoffes. Sowohl optisch als auch haptisch wird eine reliefartige Struktur geschaffen, die mit Farbe, Muster und Material der Stoffe und Garne zusammenspielt.
Es kommt noch eine weitere Dimension hinzu, da Gedanken und gute Wünsche in den Quilt während seines langen Entstehungsprozesses einfließen.
So ein Quilt kann ein Leben lang begleiten, Trost und ein Stück Heimat sein. Er kann im Winter wärmen und im Sommer kühlen.
Als Art-Quilt an der Wand ist er eine besondere Form der Raumdekoration. Er fängt den Blick ein und gibt den Gedanken Freiheit.
Die Technik des Quiltens kommt auch bei den Decken, Überwürfen und Kissenbezügen zum Einsatz.
Die Kissen der aktuellen Kollektion sind aus einfarbigen, hochwertigen Stoffen genäht und erhalten durch die aufgestickten Linien, Verläufe und Ornamente ganz dezent ein individuelles Gesicht.
Mia Chammas experimentiert gerne mit Farben. So hat sie sich mit der japanischen Färbetechnik Shibori beschäftigt. Auch hier setzt sie die Steppnaht ein. Mit ihr kann sie viel präziser die Reservierung der ungefärbten Bereiche vorgeben, als beispielsweise mit der Abbindetechnik. Mit dem natürlichen Farbstoff Indigo entstehen Farbverläufe, die Lebendigkeit vermitteln. Dagegen bewirkt der synthetische Farbstoff eine klare optische Abgrenzung.
In jedem Fall sind weiche, zarte Tücher und Schals entstanden, die man selbst in einem warmen Sommer gerne bei sich hat.
Ein weiteres Ergebnis der Beschäftigung mit japanischem Textilhandwerk sind Furoshiki-Tücher. Durch die besondere Knotentechnik wird aus einem quadratischen Tuch eine wertvolle Geschenkverpackung oder ein nachhaltiger Tragebeutel.
Auch hier finden sich die Steppnähte wieder, die einige der Tücher verzieren.
Andere sind mit Applikationen versehen und wieder andere warten ganz schlicht darauf, dass sie ihr individuelles Aussehen bekommen, durch Mia Chammas oder durch die neuen Eigentümer selbst.
In der Galerie fällt der Blick auf Grafiken und kleine, gerahmte Stickobjekte, aus freier Stickerei. Auch hier Linien und Kurven, die schließlich zu Ornamenten werden.
Woher kommen die Inspirationen zu Mia Chammas Arbeiten?
Aus der Natur und aus dem Leben selbst, sagt sie.
Bei allem was sie sieht und erlebt, stellt sie sich die Frage, wie sie es mit ihren Mitteln wiedergeben, visualisieren kann.
Da gibt es zum Beispiel den Art-Quilt „So What Do You Do About It?“, entstanden aus einem Gespräch mit der Lieblingscousine. Ein schwieriges Problem wurde erörtert, am Ende fragte die Cousine „Und was gedenkst Du nun zu tun?“ Diesen Satz hat sie in Morsezeichen umgesetzt, immer wiederkehrend in dunklen Farben im Hintergrund und in Pink im Vordergrund. Pink ist die liebste Farbe der hilfreichen Cousine.
Das Atelier befindet sich unter der Galerie. Auch hier wirkt alles hell, licht und strukturiert.
Eine Auswahl an Stoffen und Garnen hat dort Platz gefunden, genau wie die Nähmaschinen. Dominiert wird der Raum durch die Quiltmaschine. Stoffe bis zu 2,80m Breite können bestickt werden, aber auch Miniaturen entstehen an dieser Maschine.
Mit den Handgriffen wird der Nähkopf frei über den Stoff geführt, ähnlich dem Grafiker, der den Stift frei über das Papier bewegt. Mit höchster Präzision entstehen so filigrane Muster, ganz ohne Computerunterstützung, allein durch ihr Können und ihre in mehr als 16 Jahren gesammelten Erfahrungen.
Würde man Computer nutzen, dann wären der schöpferischer Prozess und das Entstehen des Objektes getrennt. Der kreative Prozess an sich wäre ein ganz anderer. Das ist keine Option für Mia Chammas.
Jedes ihrer Exponate ist ein Unikat.
Sie verkauft ihre Exponate, fertigt aber auch auf Kundenwunsch.
Ausgehend von bereits entstandenen Arbeiten erkundet Mia Chammas gemeinsam mit den Kunden deren Vorstellungen, berät und entwickelt Vorschläge.
So kann ein Kissenbezug aus der aktuellen Kollektion Inspiration für ein Kissen speziell für die eine Couch mit dem einen besonderen Bild darüber sein. Durch Auswahl des Farbtons, der Größe und des Musters des Kissens kann sie erreichen, dass alle drei Accessoires eine Einheit bilden, sich gegenseitig in der optischen Wirkung unterstützen.
Mia Chammas bietet auch Workshops an, zum Beispiel das Gestalten eines Furoshiki mit Applikationen oder das gemeinsame Entwerfen eines Quilts.
Gemeinsam etwas lernen und gestalten ist eine schöne Art, Zeit zu verbringen.
Quilts, Grafik und Spiel ist das Motto der Galerie. Doch was genau ist mit Spiel gemeint?
Die Freude am Spiel mit Linien, Farben, Formen und Texturen und am Spiel mit Worten und Gedanken spürt man beim Betrachten der Arbeiten und im Gespräch mit ihr.
Doch darüber hinaus hat sie die Kollektion ihrer Galerie mit einer kleinen Auswahl feiner Spiele ergänzt. Diese Auswahl fügt sich harmonisch in ihre Welt der Formen, Farben und Texturen ein.
Mia Chammas ist studierte Sprachwissenschaftlerin und hat viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Der Übergang von Sprache und Text zu textiler Gestaltung begann zunächst mit einem Atelier im Ruhrgebiet. Ein glücklicher Zufall führte sie nach Lychen, wo sie die Möglichkeit hat, neben der Werkstatt auch die Galerie zu betreiben.
Formen, Farben und Texturen sind ihre Leidenschaft.
Portrait
Lychen
Text
Angelika Kittelmann
Fotografie
Simone Weigelt
Galerie und Atelier von Mia Chammas befinden sich in der Altstadt Lychens, direkt am Radweg und unweit des Oberpfuhl Sees.
In Lychen liegt alles in Wassernähe. Die Stadt ist umgeben von sieben Seen und sehr viel Grün.
2018 hat Mia Chammas hier, in einem kleinen Giebelhaus, die Galerie mit angeschlossenem Atelier eröffnet. In einem hellen, lichten Raum präsentiert sie ihre Arbeiten: Grafiken sowie textile Kunst- und Gebrauchsgegenstände, wie Quilts, Kissenbezüge, Tücher, Schals und Decken.
Quilts sind Decken oder Wandbehänge, die dreilagig gefertigt werden. Oberstoff, Zwischenlage und Unterstoff werden durch Steppnähte miteinander verbunden.
Dabei entsteht eine dreidimensionale Wirkung des Stoffes. Sowohl optisch als auch haptisch wird eine reliefartige Struktur geschaffen, die mit Farbe, Muster und Material der Stoffe und Garne zusammenspielt.
Es kommt noch eine weitere Dimension hinzu, da Gedanken und gute Wünsche in den Quilt während seines langen Entstehungsprozesses einfließen.
So ein Quilt kann ein Leben lang begleiten, Trost und ein Stück Heimat sein. Er kann im Winter wärmen und im Sommer kühlen.
Als Art-Quilt an der Wand ist er eine besondere Form der Raumdekoration. Er fängt den Blick ein und gibt den Gedanken Freiheit.
Die Technik des Quiltens kommt auch bei den Decken, Überwürfen und Kissenbezügen zum Einsatz.
Die Kissen der aktuellen Kollektion sind aus einfarbigen, hochwertigen Stoffen genäht und erhalten durch die aufgestickten Linien, Verläufe und Ornamente ganz dezent ein individuelles Gesicht.
Mia Chammas experimentiert gerne mit Farben. So hat sie sich mit der japanischen Färbetechnik Shibori beschäftigt. Auch hier setzt sie die Steppnaht ein. Mit ihr kann sie viel präziser die Reservierung der ungefärbten Bereiche vorgeben, als beispielsweise mit der Abbindetechnik. Mit dem natürlichen Farbstoff Indigo entstehen Farbverläufe, die Lebendigkeit vermitteln. Dagegen bewirkt der synthetische Farbstoff eine klare optische Abgrenzung.
In jedem Fall sind weiche, zarte Tücher und Schals entstanden, die man selbst in einem warmen Sommer gerne bei sich hat.
Ein weiteres Ergebnis der Beschäftigung mit japanischem Textilhandwerk sind Furoshiki-Tücher. Durch die besondere Knotentechnik wird aus einem quadratischen Tuch eine wertvolle Geschenkverpackung oder ein nachhaltiger Tragebeutel.
Auch hier finden sich die Steppnähte wieder, die einige der Tücher verzieren.
Andere sind mit Applikationen versehen und wieder andere warten ganz schlicht darauf, dass sie ihr individuelles Aussehen bekommen, durch Mia Chammas oder durch die neuen Eigentümer selbst.
In der Galerie fällt der Blick auf Grafiken und kleine, gerahmte Stickobjekte, aus freier Stickerei. Auch hier Linien und Kurven, die schließlich zu Ornamenten werden.
Woher kommen die Inspirationen zu Mia Chammas Arbeiten?
Aus der Natur und aus dem Leben selbst, sagt sie.
Bei allem was sie sieht und erlebt, stellt sie sich die Frage, wie sie es mit ihren Mitteln wiedergeben, visualisieren kann.
Da gibt es zum Beispiel den Art-Quilt „So What Do You Do About It?“, entstanden aus einem Gespräch mit der Lieblingscousine. Ein schwieriges Problem wurde erörtert, am Ende fragte die Cousine „Und was gedenkst Du nun zu tun?“ Diesen Satz hat sie in Morsezeichen umgesetzt, immer wiederkehrend in dunklen Farben im Hintergrund und in Pink im Vordergrund. Pink ist die liebste Farbe der hilfreichen Cousine.
Das Atelier befindet sich unter der Galerie. Auch hier wirkt alles hell, licht und strukturiert.
Eine Auswahl an Stoffen und Garnen hat dort Platz gefunden, genau wie die Nähmaschinen. Dominiert wird der Raum durch die Quiltmaschine. Stoffe bis zu 2,80m Breite können bestickt werden, aber auch Miniaturen entstehen an dieser Maschine.
Mit den Handgriffen wird der Nähkopf frei über den Stoff geführt, ähnlich dem Grafiker, der den Stift frei über das Papier bewegt. Mit höchster Präzision entstehen so filigrane Muster, ganz ohne Computerunterstützung, allein durch ihr Können und ihre in mehr als 16 Jahren gesammelten Erfahrungen.
Würde man Computer nutzen, dann wären der schöpferischer Prozess und das Entstehen des Objektes getrennt. Der kreative Prozess an sich wäre ein ganz anderer. Das ist keine Option für Mia Chammas.
Jedes ihrer Exponate ist ein Unikat.
Sie verkauft ihre Exponate, fertigt aber auch auf Kundenwunsch.
Ausgehend von bereits entstandenen Arbeiten erkundet Mia Chammas gemeinsam mit den Kunden deren Vorstellungen, berät und entwickelt Vorschläge.
So kann ein Kissenbezug aus der aktuellen Kollektion Inspiration für ein Kissen speziell für die eine Couch mit dem einen besonderen Bild darüber sein. Durch Auswahl des Farbtons, der Größe und des Musters des Kissens kann sie erreichen, dass alle drei Accessoires eine Einheit bilden, sich gegenseitig in der optischen Wirkung unterstützen.
Mia Chammas bietet auch Workshops an, zum Beispiel das Gestalten eines Furoshiki mit Applikationen oder das gemeinsame Entwerfen eines Quilts.
Gemeinsam etwas lernen und gestalten ist eine schöne Art, Zeit zu verbringen.
Quilts, Grafik und Spiel ist das Motto der Galerie. Doch was genau ist mit Spiel gemeint?
Die Freude am Spiel mit Linien, Farben, Formen und Texturen und am Spiel mit Worten und Gedanken spürt man beim Betrachten der Arbeiten und im Gespräch mit ihr.
Doch darüber hinaus hat sie die Kollektion ihrer Galerie mit einer kleinen Auswahl feiner Spiele ergänzt. Diese Auswahl fügt sich harmonisch in ihre Welt der Formen, Farben und Texturen ein.
Mia Chammas ist studierte Sprachwissenschaftlerin und hat viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Der Übergang von Sprache und Text zu textiler Gestaltung begann zunächst mit einem Atelier im Ruhrgebiet. Ein glücklicher Zufall führte sie nach Lychen, wo sie die Möglichkeit hat, neben der Werkstatt auch die Galerie zu betreiben.
Formen, Farben und Texturen sind ihre Leidenschaft.