Portrait
Templin
Text
Pascale Schmidt
Fotografie
Simone Weigelt
Im Herzen von Templin gibt es in einem idyllischen Hinterhof einen ganz besonderen Ort mit einer ganz besonderen Frau: Das Nählabor der Schneiderin und diplomierten Modedesignerin Sissi Zaccardelli. Wer dabei an Eleganz, Zauberkräfte der Schönheit aus Jahrhunderten und Magie denkt, liegt völlig richtig.
Als Sissi Goette in den frühen 80ern ihr Kostümvolontariat beim Fernsehen der DDR absolviert, merkt sie schnell, dass ihr die fundierte Schneiderinnen-Ausbildung alleine nicht genügen würde. 1985 ist es soweit: Durch eine Ausreiseheirat, die sich planungswidrig in echte Liebe wandelt, wird aus Sissi Signora Zaccardelli, Schülerin an der renommierten Mailänder Nuova Accademia di Belle Arti. Da arbeitet sie bereits als Kostümbildnerin am Theater. Diese Lust an Entwicklung und Freude an der konkreten handwerklichen Umsetzung in künstlerische Entwürfe treibt Zaccardelli bis heute an.
Der Wandel bleibt ein treuer Begleiter in Zaccardellis Leben. Anfang der 90er zieht es Zaccardelli wieder nach Berlin, der alten Heimat. Das enge Band nach Italien bleibt bestehen, es folgen Pendeljahre, in denen sie als Kostümbildnerin mit namhaften Regisseur*innen in Italien und Deutschland zusammen arbeitet. Aus dieser Zeit stammen Sissis hervorragende Netzwerke zu Stoffmanufakturen aus aller Welt, die ihrem Qualitätsbewusstsein genügen. In Bibliotheken gräbt sie nach altem Wissen über Textilien und absolviert den Diplom-Studiengang Modedesign an der HTW in Berlin, um ihre Kenntnisse weiter zu vertiefen.
Und wieder ein Wandel – der Vater ihrer zukünftigen Kinder, Szenenbildner und ebenfalls Künstler, tritt in ihr Leben. Auf der Suche nach einem Ort zum Leben und Arbeiten erkennt die junge Familie, dass die Schorfheide die besten Voraussetzungen dafür bietet: Wohnen und Arbeiten unter Bedingungen, die künstlerische Freiheit zulassen.
Die Kreisläufe der neuen Heimat faszinieren Zaccardelli so sehr, dass sie in ihrer „Hexenküche“ immer weiter experimentiert. Selbst gesponnene Wolle der Nachbarschafe und Seide werden mit Naturpigmenten gefärbt – die bekannten Klassiker Indigo, Henna und Catechu (Gerber-Akazie) ergänzt sie um Pigmente aus Pflanzen der Region aus eigener Herstellung. Beim Versuch, Fasern aus Brennesselstängeln zu gewinnen, nutzt sie die Blätter, aus denen sich ein organischer Grünton ergibt. Auf ihrem Webstuhl der japanischen Traditionsfirma Saori entstehen textile Kunstwerke, die den ganzen Kreislauf der Natur nutzen und dabei immer die Individualität der Tragenden respektieren.
Im Nählabor von Sissi Zaccardelli bietet die gelernte Schneiderin und Modedesignerin Näh-Kurse an und erlesene Unikate aus eigener Herstellung.
Seit 2013 gibt es das Nählabor. Hier fertig Sissi eigene Entwürfe und ist Komplizin für Menschen, die eine eigene Vorstellung davon haben, wie Stoff und Schnitt maßgeschneidert in ihr Leben passen. Mit der Zeit entsteht die Nachfrage nach Kursen, in denen sie bis heute ihr Wissen weitergibt und Kund*innen Kostproben ihres über die Jahrzehnte entstandenen Stoff-Archivs zur Verfügung stellt.
Der Kostümbildnerin und Modedesignerin Sissi Zaccardelli liegt die Tiefe am Herzen: Mit der handwerklichen Präzision einer gelernten Schneiderin und der visionären Offenheit einer Künstlerin schafft sie eigene Kreationen, in denen sie von der Faser über Färbung und Verarbeitung von allem das Beste vereint. Ihr fundiertes Wissen teilt sie in Kursen mit allen Interessierten und versteht es, die Menschen genau da abzuholen, wo sie sind.
Portrait
Templin
Text
Pascale Schmidt
Fotografie
Simone Weigelt
Im Herzen von Templin gibt es in einem idyllischen Hinterhof einen ganz besonderen Ort mit einer ganz besonderen Frau: Das Nählabor der Schneiderin und diplomierten Modedesignerin Sissi Zaccardelli. Wer dabei an Eleganz, Zauberkräfte der Schönheit aus Jahrhunderten und Magie denkt, liegt völlig richtig.
Als Sissi Goette in den frühen 80ern ihr Kostümvolontariat beim Fernsehen der DDR absolviert, merkt sie schnell, dass ihr die fundierte Schneiderinnen-Ausbildung alleine nicht genügen würde. 1985 ist es soweit: Durch eine Ausreiseheirat, die sich planungswidrig in echte Liebe wandelt, wird aus Sissi Signora Zaccardelli, Schülerin an der renommierten Mailänder Nuova Accademia di Belle Arti. Da arbeitet sie bereits als Kostümbildnerin am Theater. Diese Lust an Entwicklung und Freude an der konkreten handwerklichen Umsetzung in künstlerische Entwürfe treibt Zaccardelli bis heute an.
Der Wandel bleibt ein treuer Begleiter in Zaccardellis Leben. Anfang der 90er zieht es Zaccardelli wieder nach Berlin, der alten Heimat. Das enge Band nach Italien bleibt bestehen, es folgen Pendeljahre, in denen sie als Kostümbildnerin mit namhaften Regisseur*innen in Italien und Deutschland zusammen arbeitet. Aus dieser Zeit stammen Sissis hervorragende Netzwerke zu Stoffmanufakturen aus aller Welt, die ihrem Qualitätsbewusstsein genügen. In Bibliotheken gräbt sie nach altem Wissen über Textilien und absolviert den Diplom-Studiengang Modedesign an der HTW in Berlin, um ihre Kenntnisse weiter zu vertiefen.
Und wieder ein Wandel – der Vater ihrer zukünftigen Kinder, Szenenbildner und ebenfalls Künstler, tritt in ihr Leben. Auf der Suche nach einem Ort zum Leben und Arbeiten erkennt die junge Familie, dass die Schorfheide die besten Voraussetzungen dafür bietet: Wohnen und Arbeiten unter Bedingungen, die künstlerische Freiheit zulassen.
Die Kreisläufe der neuen Heimat faszinieren Zaccardelli so sehr, dass sie in ihrer „Hexenküche“ immer weiter experimentiert. Selbst gesponnene Wolle der Nachbarschafe und Seide werden mit Naturpigmenten gefärbt – die bekannten Klassiker Indigo, Henna und Catechu (Gerber-Akazie) ergänzt sie um Pigmente aus Pflanzen der Region aus eigener Herstellung. Beim Versuch, Fasern aus Brennesselstängeln zu gewinnen, nutzt sie die Blätter, aus denen sich ein organischer Grünton ergibt. Auf ihrem Webstuhl der japanischen Traditionsfirma Saori entstehen textile Kunstwerke, die den ganzen Kreislauf der Natur nutzen und dabei immer die Individualität der Tragenden respektieren.
Im Nählabor von Sissi Zaccardelli bietet die gelernte Schneiderin und Modedesignerin Näh-Kurse an und erlesene Unikate aus eigener Herstellung.
Seit 2013 gibt es das Nählabor. Hier fertig Sissi eigene Entwürfe und ist Komplizin für Menschen, die eine eigene Vorstellung davon haben, wie Stoff und Schnitt maßgeschneidert in ihr Leben passen. Mit der Zeit entsteht die Nachfrage nach Kursen, in denen sie bis heute ihr Wissen weitergibt und Kund*innen Kostproben ihres über die Jahrzehnte entstandenen Stoff-Archivs zur Verfügung stellt.
Der Kostümbildnerin und Modedesignerin Sissi Zaccardelli liegt die Tiefe am Herzen: Mit der handwerklichen Präzision einer gelernten Schneiderin und der visionären Offenheit einer Künstlerin schafft sie eigene Kreationen, in denen sie von der Faser über Färbung und Verarbeitung von allem das Beste vereint. Ihr fundiertes Wissen teilt sie in Kursen mit allen Interessierten und versteht es, die Menschen genau da abzuholen, wo sie sind.
Ein Projekt von:
Gefördert im Programm „Neulandgewinner“ der Robert Bosch Stiftung.
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